Hamburg, 27. September 2024. Die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Hamburg (AGFW) begrüßt die Hamburger Bildungsleitlinien, die am Sonnabend (28. September) vorgestellt werden. Sie betont aber zugleich, dass die Umsetzung der neuen Leitlinien die Kita-Landschaft vor große Herausforderungen stellt. Um diese Herausforderungen stemmen zu können, brauche es Rahmenbedingungen und nicht zuletzt mehr finanzielle Mittel, die es ermöglichen, dauerhaft qualitativ hochwertige und verlässliche Bildungsarbeit zu leisten.
„Mit den neuen Bildungsleitlinien strebt die Stadt eine nachhaltige Stärkung der Qualität frühkindlicher Bildung und Betreuung an“, sagt Sandra Berkling von der AGFW, dem Zusammenschluss der Hamburger Wohlfahrtsverbände. „Das befürworten wir ausdrücklich, weil wir es seit Jahren gefordert haben.“ Positiv sei ebenso, dass die Rechte von Kindern und die Perspektiven von Kindern im Mittelpunkt stehen und auch Richtschnur für die pädagogische Praxis sein sollen. Die Leitlinien, an denen die Verbände mitgewirkt haben, seien ein wichtiger Schritt und fachlich bedeutsam.
„In vielen Bereichen dokumentieren die Leitlinien, was Kitas bereits jetzt an qualitativer Bildungsarbeit leisten“, so Berkling. „In anderen Bereichen zeichnen sie ein sehr wünschenswertes Bild von Kindertagesbetreuung, das unter den jetzigen Bedingungen aber nicht umsetzbar ist.“ Grund seien die bekannten Probleme des Kita-Systems wie etwa der Fachkräftemangel, die damit verbundenen Betreuungseinschränkungen und die nicht aus-reichende Finanzierung.
Berkling: „Um die strukturellen Probleme im Kita-Bereich zu lösen, braucht es eine grund-legende Reform des Kita-Gutscheinsystems. Die Kitas benötigen weitaus mehr Ressourcen, um den Anforderungen der Leitlinien gerecht werden zu können und eine verlässlich hohe Qualität ihrer Arbeit zu sichern.“
Ein wichtiges Beispiel ist hier die sogenannte mittelbare Pädagogik. Damit gemeint sind Aufgaben, die nicht direkt am Kind stattfinden, etwa Vor- und Nachbereitung, Gespräche mit Eltern oder Dokumentation. Diese mittelbare Pädagogik ist jetzt bereits vorgeschrieben, wird aber bisher nicht finanziert. „Das erzeugt zusätzlichen Druck beim Kita-Personal, weil man kaum weiß, wo man die Zeit für diese Tätigkeiten abzwacken soll“, sagt Berkling. „Da-her sind wir froh, dass die Sozialbehörde nun erstmals auf unsere langjährigen Forderungen eingeht und die mittelbare Pädagogik finanzieren will.“
Für den Ausbau der mittelbaren Pädagogik haben die Kita-Anbieter eigene Vorschläge vorgelegt. Sie sehen einen Einstieg in die Refinanzierung in mehreren Stufen auf zunächst 15 Prozent der pädagogischen Wochenstunden bis zum Jahr 2029 vor. „Dabei handelt es sich wohlgemerkt um das fachlich absolut notwendige Minimum“, so Berkling. Es bedürfe eines weiteren Ausbaus der mittelbaren Pädagogik in den Folgejahren.
„Die Bildungsleitlinien sind ein wichtiger Wegweiser für die Weiterentwicklung der Arbeit der Hamburger Kitas“, sagt Berkling. „Wir streben an, bei den kommenden Verhandlungen mit der Behörde die notwendigen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass alle Aspekte der Leitlinien im Sinne der Kinder voll zur Geltung kommen können.“
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