Stationäre Jugendhilfe stärken: Kinder und Jugendliche in Not unterstützen, Rechtsansprüche umsetzen

PRESSEMITTEILUNG

Hamburg, 13. Dezember 2024. Angesichts der wiederholten Diskussion über die angespannte Lage und einzelne Fälle im Kinder- und Jugendnotdienst (KJND) mahnt die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Hamburg (AGFW) eine bessere Ausstattung der stationären Jugendhilfe an. Nur so könne das Hilfesystem in die Lage versetzt werden, eine umfassende und bedarfsgerechte Betreuung auch besonders belasteter Kinder und Jugendlicher zu gewährleisten.

Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen, die psychisch belastet sind, brauchen eine verlässliche und qualitativ hochwertige Betreuung“, sagt Sandra Berkling von der AGFW, dem Zusammenschluss der Hamburger Wohlfahrtsverbände. Damit diese Kinder nicht dauerhaft im KJND „stranden“, müsse das Regelsystem, also die stationäre Jugendhilfe in Hamburg, bedarfsgerecht ausgestattet und strukturell gestärkt werden. „Die jungen Menschen, um die es geht, haben in ihrer Familie vielfach Überforderung und Gewalt erlebt oder sind durch ihre Flucht traumatisiert“, so Berkling. Was sie dann als „herausforderndes Verhalten“ zeigten, sei auch Ausdruck seelischer Not und ein Hilferuf.

Um den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen gerecht zu werden, braucht es ein starkes Hilfesystem“, sagt Berkling. Doch es fehle an Ressourcen und die Arbeitsbedingungen seien nicht zeitgemäß. So ist zum Beispiel eine individuelle Betreuungszeit von rund 15 Minuten pro Kind und Tag vorgesehen, oft ist nur eine Fachkraft im Dienst und ganz auf sich allein gestellt. Und nachts zwischen 22 und 6 Uhr sollen die Fachkräfte in der Regel schlafen und nur in seltenen Notfällen eingreifen. „Die Realität sieht anders aus“, sagt Berkling. Gerade abends und nachts seien die pädagogischen Fachkräfte gefordert, wenn zum Beispiel die Angst bei traumatisierten Jugendlichen am größten sei und Krisen aufgefangen werden müssten. Diese schwierigen Arbeitsbedingungen verschärfen den ohnehin bestehenden Personalmangel und führen zur Überlastung der Fachkräfte oder gar zur Schließung von Wohngruppen.

Die Hamburger Wohlfahrtsverbände fordern deshalb Verbesserungen in den Regelwohngruppen der stationären Jugendhilfe, insbesondere:

  • eine Doppelbesetzung mit Fachkräften
  • gleiche Betreuungsmaßstäbe für junge Volljährige
  • eine Erhöhung des Leitungsschlüssels
  • vollständig refinanzierte Nachtdienste

Berkling: „Der aktuelle Haushaltsetat ist für diese notwendigen Standards völlig unzureichend, so dass wichtige Angebote für die Entwicklung der sozialen und emotionalen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen und für eine sinnvolle Freizeitgestaltung nicht drin sind. Es ist höchste Zeit, die stationäre Jugendhilfe angemessen auszustatten und überlasteten Fachkräften in den Wohngruppen beizustehen. Hier bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung aller Verantwortlichen, vor allem der Hamburger Politik. Ziel muss es sein, die stationäre Jugendhilfe in Hamburg zukunftsfähig zu machen und den jungen Menschen die Unterstützung zu geben, auf die sie einen Rechtsanspruch haben.“

Pressekontakt:
AGFW Hamburg e.V.
Sandra Berkling
Tel.: 040 60 77 46 512
Mobil: 0151 42 54 74 68
Email: sandra.berkling@agfw-hamburg.de

  • 2024-12-13

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