Kurzfassung – Zentrale Bewertungen und Forderungen der AGFW
- Die Studie zeigt einen dramatischen Anstieg der obdachlos auf der Straße lebenden Menschen auf 1.910 Personen, das ist eine Steigerung um 86 %. Im Vergleich zu 2009 geht die AGFW von einer höheren Grundgesamtheit obdachloser Menschen aus.
- Es ist auch ein starker Anstieg der in den öffentlich-rechtlichen Wohnunterkünften und Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege untergebrachten Personen auf 4.666 Menschen zu konstatieren (Stand: März 2018). Nach heutigem Stand sind sogar 5.210 Menschen untergebracht. Im Vergleich zu 2009 bedeutet dies eine Steigerung von 78 Prozent.
- Zusammen mit den 15.524 wohnberechtigten Zuwanderern in den Unterkünften gibt es insgesamt 22.644 Menschen ohne Wohnung in Hamburg, die dringend eine Wohnung benötigen.
--> Der Senat muss nun handeln und wirksame, lösungsorientierte Antworten auf Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit geben – das erfordert auch erhebliche zusätzliche finanzielle Mittel. Wir appellieren an den Senat, die nötigen Entscheidungen zur Weiterentwicklung des Hilfesystems, zur Stärkung und Vermehrung zielgerichteter Instrumente für die Versorgung wohnungsloser Menschen in Hamburg zu treffen.
--> Der Schlüssel für die Bekämpfung von Obdach- und Wohnungslosigkeit liegt in einem besseren Zugang zu erschwinglichen Wohnungen. Im Bestand und beim Neubau müssen vermehrt Wohnungen für Wohnungslose vorgesehen werden. Die SAGA hat als kommunales Unternehmen dabei eine Schlüsselrolle. Zur Wohnungsversorgung von Wohnungslosen hat die Freie Wohlfahrtspflege immer wieder konkrete Lösungsvorschläge vorgelegt.
- Ein Viertel der obdachlosen Personen hat im Rahmen eines formalisierten Verfahrens (Fristlose Kündigung/ Räumungsklage/ Zwangsräumung) seinen Wohnraum verloren. Bei den Wohnungslosen sind es 28 %, die infolge eines formalisierten Verfahrens in die öffentlich-rechtliche Unterbringung gekommen sind.
--> Um diesen Zufluss in die Wohnungslosigkeit zu verringern, muss die Wirksamkeit der Prävention weiter erhöht werden. Hier sind die Fachstellen für Wohnungsnotfälle maßgebliche Akteure.
- Zwei Drittel aller obdachlos auf der Straße lebenden Menschen haben keine deutsche Staatsangehörigkeit. Der mit Abstand wichtigste Grund für diese Gruppe, nach Hamburg zu kommen, ist Arbeit.
--> Die Stadt Hamburg sollte diese Menschen noch mehr dabei unterstützen, tatsächlich auch Arbeit leisten zu können und zwar unter würdigen Bedingungen. Für all diejenigen, die zunächst keinen Fuß auf dem Arbeitsmarkt fassen können, müssen die Zugänge in das soziale Sicherungs- und Unterbringungssystem verbessert werden.
- Eine wissenschaftliche Folgeuntersuchung wie bspw. eine Evaluierung des gesamten Hilfesystems wäre hilfreich, um die Angebote und Hilfen für obdachlose und wohnungslose Menschen gezielt zu verbessern. Dabei sollten auch angrenzende Hilfesysteme wie bspw. die ambulanten und stationären Angebote der Suchthilfe einbezogen werden.
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