Wohnungslosigkeit bis 2030 überwinden!

Senat muss handeln und einen eigenen Aktionsplan für Hamburg auflegen

In Hamburg ist die Wohnungslosenquote aktuell so hoch wie kurz nach dem 2. Weltkrieg. Bis 2030 soll Obdach- und Wohnungslosigkeit in deutschen Städten allerdings der Vergangenheit angehören. Dazu beschließt das Bundeskabinett in Kürze einen Nationalen Aktionsplan. Die Hamburger Wohlfahrtsverbände fordern vom Senat entschlossenes Handeln, um das ehrgeizige Ziel in unserer Stadt zu erreichen.

Noch sechs Jahre, dann soll sie überwunden sein: Obdach- und Wohnungslosigkeit. Das ist das erklärte Ziel der Bundesregierung, die den kommenden Wochen einen Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit (NAP) verabschieden wird. Auch Hamburg hat sich dieses Anliegen zu eigen gemacht und die Bürgerschaft im Januar 2023 einen Beschluss dazu gefasst.

Am 15. April 2024 diskutieren die Hamburger Wohlfahrtsverbände auf einer Fachtagung darüber, wie dieses Ziel in Hamburg erreicht werden kann. Anlässlich dieser Tagung stellen die Verbände fest: Der politische Wille ist zwar formuliert, es fehlen aber konkrete Maßnahmen, mit denen das Ziel erreicht werden kann. Der vor kurzem veröffentlichte Referentenentwurf des NAP hat in dieser Hinsicht jedenfalls wenig zu bieten, ist er doch mehr zum allgemeinen Leitbild als zum Maßnahmenplan geraten.

„Die entscheidenden Schritte zur Bekämpfung der Wohnungslosigkeit müssen in den Kommunen gegangen werden: Hier wird gebaut, hier findet die Vermittlung in Wohnraum statt. Um die Zielmarke 2030 zu erreichen, muss Hamburg deshalb einen eigenen Maßnahmenplan vorlegen“ sagt Sandra Berkling von der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGFW), dem Zusammenschluss der Hamburger Wohlfahrtsverbände. „Dazu braucht es grundlegend neue Weichenstellungen und mehr finanzielle Ressourcen. Die bislang in Hamburg eingesetzten Instrumente reichen bei weitem nicht aus, wie die steigende Zahl an wohnungslosen Personen zeigt.“

Hauptstadt der Wohnungslosen
Trotz aller in den letzten Jahren ergriffenen Maßnahmen sind Wohnungslosigkeit und Wohnungsnot in Hamburg stark angewachsen: Nach den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundeamtes gibt es in der Stadt 32.255 untergebrachte wohnungslose Menschen (2023).
Hamburg ist damit Hauptstadt der Wohnungslosen: Bezogen auf die Bevölkerungszahl hat Hamburg mit 1.706 wohnungslosen Personen pro 100.000 Einwohner*innen die höchste Wohnungslosenquote unter den großen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohner*innen. Der Abstand zu nachfolgenden Großstädten hat sich von 2022 auf 2023 noch vergrößert.

Sandra Berkling: „Die Wohnungslosenquote in Hamburg ist aktuell etwa so hoch wie 1950, kurz nach den Zerstörungen des Krieges. Es ist höchste Zeit, zu handeln. Wir fordern vom Senat, einen Hamburger Aktionsplan aufzulegen, mit dem das Recht auf Wohnen für alle Hamburger*innen umgesetzt werden kann. Die Wohlfahrtsverbände stehen mit ihren Erfahrungen und Ideen bereit, um diese politische Herausforderung gemeinsam zu bewältigen.“

Forderungen der Wohlfahrtsverbände
Auf der Fachtagung unterbreiten die Wohlfahrtsverbände eine Vielzahl von Vorschlägen für eine konsistente Maßnahmenplanung und stellen ein Eckpunktepapier vor. In diesen Eckpunkten wird insbesondere die Bedeutung wohnungsbaupolitischer Maßnahmen für die Überwindung der Wohnungslosigkeit in der Hansestadt hervorgehoben, wie z. B. die Erhöhung des Anteils des sozialen Wohnungsbaus auf mindestens 50 %, eine konsequente Ausrichtung des Sozialwohnungsbestands auf besonders bedürftige Menschen, eine Versorgung von mehr wohnungslosen Haushalten durch die SAGA und die Schaffung von sozialen Wohnraumagenturen. Aber auch sozialpolitische Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Hilfesystems wie z. B. der Ausbau von Hilfen der Sozialen Beratungsstellen, die Stärkung von Präventivmaßnahmen oder die Ausweitung des Housing-First-Ansatzes sind jetzt gefragt.

Als Download erhältlich:

  • 2024-04-15

AGFW-Eckpunkte-Aktionsplan-Wohnungsloskeit_Stand-04_24.pdf (220 KB)
Factsheet-Wohnungslosigkeit-in-HH.pdf (447 KB)